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09. August 2013

80.000 Läufer können sich nicht irren: Laufen ist gesund!

Verfasst von German Road Races (GRR).

Interview mit Dr. Thomas Rüther zu ersten Erkenntnissen über die von GRR mitinitiierten Befragung zur Gesundheit von Läufern

Dr. Thomas Rüther ist Projektleiter für die 2010 von German Road Races e.V. und der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) in Verbindung mit der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) initiierten Erhebung über den Gesundheitszustand der Teilnehmer bei deutschen Laufveranstaltungen. Mit ihm sprach GRR-Vorstandsmitglied Wilfried Raatz.

Wie gesund sind nach Ihren Erkenntnissen die deutschen Läuferinnen und Läufer?

Dr. Rüther: Bei der Auswertung der Fragebogen werden wir natürlich keine ärztliche Diagnose stellen können, denn wir sind Sportwissenschaftler und keine Sportmediziner. Unsere Erhebungen ersetzen also keinesfalls eine Untersuchung. Die Erkenntnisse aus den Gesundheitsdaten stellen sich aber insgesamt als positiv dar, dies gilt natürlich nur gegenüber der Gesamtbevölkerung, die einen hohen Anteil an sportlich Inaktiven beinhaltet.

Auf welche Zahl von Auswertungen stützt sich Ihre Erhebung?

Dr. Rüther: Wir sind mit der Erhebung im November 2010 eingestiegen und können seitdem eine hohe Resonanz feststellen. Es ist für uns keineswegs überraschend, dass sich bei insgesamt 60 GRR-Veranstaltungen über 80.000 Läufer beteiligt haben. Dies zeigt uns, dass Läufer generell sehr interessiert sind und sich um ihre Gesundheit neben der körperlichen Fitness kümmern.

Es ist sicherlich eine Herkulesarbeit, 80.000 Fragebogen auszuwerten. Verraten Sie uns doch bitte, wie Sie an diese große Zahl von ausgefüllten Fragebogen herangekommen sind?

Dr. Rüther: Der eigentliche Anstoß ist von German Road Races und hier insbesondere vom GRR-Vorsitzenden und langjährigen Race-Direktor des Berlin-Marathon Horst Milde und Dr. Ralph Schomaker als Rennarzt des Volksbank Münster-Marathon gekommen. Ohne diesen breiten Ansatz über die GRR-Mitglieder wäre eine derartige umfangreiche Befragung nicht zustande gekommen. Wir haben dann eine Online-Befragung vorbereitet und gestartet. Der Zugang ist über den jeweiligen GRR-Veranstalter per Link erfolgt. Mit der heutigen Auswertungstechnik ist es natürlich erheblich einfacher geworden, eine derartig breit aufgestellte Erhebung vorzunehmen und auszuwerten. Somit waren wir nicht angewiesen, ausgefüllte Fragebogen auf Papier auszuwerten, was einen extrem hohen Aufwand bedeutet hätte.

Gab es irgendeinen Anlass oder waren es bestimmte Beweggründe, weshalb Sie diese umfangreiche Arbeit begonnen haben?

Dr. Rüther: Unsere Arbeitsgruppe ist vor allem daran interessiert, einen Zusammenhang zwischen Bewegung und Gesundheit und dem präventiven Nutzen des Laufens zu erforschen. Laufen ist natürlich eine populäre Sportart. Wir sind aber auch aufgeschreckt worden, wie die sicherlich tragischen Zwischenfälle in der Presse dargestellt wurden. Wir haben deshalb unser Hauptanliegen darin gesehen, die gesundheitlichen Voraussetzungen der Läufer zu erfragen und die Teilnehmer an Wettkämpfen für eine Vorsorge zu sensibilisieren. Denn derartige Zwischenfälle müssen einfach vermieden werden können!

Sie erwähnten die beim Laufsport zu Tode gekommenen Läufer. Bereits in diesem Jahr sind bereits sieben Läufer bei der Ausübung ihres Freizeitvergnügens gestorben. Sollte uns diese Zahl nicht bedenklich stimmen?

Dr. Rüther: Natürlich. Unglaublich positiv ist natürlich das Testverhalten der Läufer zu bewerten. Das hat uns schon überrascht. Vor allem aber erscheint es uns wichtig zu sein, dass Neu- und Wiedereinsteiger im Laufsport eine sportärztliche Vorsorge betreiben sollten. Und gerade um diese Gruppe müssen wir uns mehr kümmern. Nicht selten hat diese Gruppe ein ungünstiges Körpergewicht und zudem eine Rauchervergangenheit….Unsere Befragung richtet sich an alle Läufer, zumal die Hälfte der Befragten ohne Marathonerfahrung ist.

Wir sind übrigens dabei, diese Befragung auch auf andere Sportarten auszuweiten. Unter dem Motto „Bleib gesund und werde fit“ werden wir uns auch mit anderen Sportarten auseinandersetzen, die Vorbereitungen dafür sind praktisch in der Startposition. Für uns wird es wichtig sein, Muster und Profile zwischen den Sportarten herauszustellen. Wir wissen zwar viel über das Laufen, aber andere Sportarten sind nicht weniger interessant.

Geben Sie aufgrund der Ergebnisse Empfehlungen an die Läuferinnen und Läufer oder was geschieht mit diesem umfassenden Datenmaterial?

Dr. Rüther: Ziel muss es sein, diese erlangten Ergebnisse nun auch in Fachbeiträgen zu präsentieren. Dies ist bislang an den nicht vorhandenen Kapazitäten gescheitert. Professor Dr. Herbert Löllgen, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention, wird nun erste Ergebnisse im Oktober bei einem Symposium in Remscheid vorstellen.

Welche Empfehlungen können Sie den Lauf-Veranstaltern somit an die Hand geben?

Dr. Rüther: Die Hauptaufgabe wird sein, neben einem kontinuierlichen und systematischen Training immer wieder auf eine Vorsorgeuntersuchung hinzuweisen. Die Läufer müssen ein Bewusstsein entwickeln und Eigenverantwortung übernehmen. Für die Veranstalter hingegen ist es wichtig, den Spielraum für die Sanitätsdienste zu optimieren. Hier ist Münster beispielhaft.

Müssen wir uns ernsthaft Sorgen um den Gesundheitszustand der Läuferinnen und Läufer, die an den Start gehen, machen?

Dr. Rüther: Nein, im Gegenteil! Es ist die positive Seite unserer Gesellschaft, dass es viele sportlich Aktive gibt, die etwas tun, deshalb müssen wir uns um diesen Teil der Gesellschaft weniger Gedanken machen. Die meisten Läufer realisieren nämlich das in vorbildlicher Weise, was die WHO vorschlägt, nämlich 150 bis 300 Minuten pro Woche aktiv zu sein. Und die meisten Teilnehmer an Laufveranstaltungen setzten dies aus eigenem Antrieb um.

Bedenklich stimmt allerdings, dass zwei Drittel aller Befragten offensichtlich keine aktuelle Vorsorge aufzuweisen haben. Wichtig wird es vor allem sein, die potentiell Gefährdeten zu erreichen und anzusprechen. Das sind vor allem die Raucher und Gewichtigen. Das ist allerdings eine sehr schwierige Aufgabe, denn so manche teure Präventionskampagne ist einfach nicht geglückt. Deshalb müssen wir eigentlich die Laufveranstalter loben, denn diese haben erreicht, was anderen Organisationen in unserer Gesellschaft nicht gelungen ist. Die Problemfälle bei Veranstaltungen sind nämlich die schlecht vorbereiteten Läufer und die Menschen mit Risikofaktoren.

Angenommen, Sie sind ein Laufanfänger und möchten gerne regelmäßig laufen und auch an Lauf-Wettbewerben teilnehmen? Welches wären für Sie die ersten Schritte?

Dr. Rüther: Zuerst muss ein Sportmediziner natürlich meine Belastbarkeit bestimmen. Erst dann kann ich mit einem angemessenen und fundierten Training beginnen. Und dazu muss ich mich an Lauf erfahrene Personen im Verein oder Lauftreff wenden.